Landschaftsfotografie Teil I Technik

Von | 19.Juli. 2016

Ich möchte in dieser kleinen Reihe meine Erfahrungen, die ich so in den letzten Jahrzehnten gemacht habe, zum Besten geben und vielleicht findet der eine oder andere ja noch einen Hinweis. In dem ersten Teil soll es um die Technik gehen.

Die Kamera

Landschaftsfotografie Teil I Technik

Canon 400D 18-55mm @34mm 1/400sec.

Als ich in den 70’er Jahren mit der Fotografie angefangen habe, war meine erste Kamera eine Minolta Sr-T 101, einem 50mm, das 3,5/135mm und ein 3,5/28mm. Aber die Kamera hatte Vollformat 😉 womit wir schon bei der ersten Frage wäre. Heute in der Digitalfotografie hat Vollformat sicher seine Vorteile, es muss aber nicht Vollformat sein. vor allem wenn man gerade anfängt. z.B. habe ich das obige Foto vor Jahren mit der Canon 400D und dem 18-55 Kit-Objektiv gemacht.

Landschaftsfotografie Teil I TechnikTechnisch bietet klar Vollformat mehr an Reserven, aber auch mit einer APS-C oder gar mFT Kamera kann man gute Landschaftsfotos machen. Entscheidend für die Wirkung beim Zuschauer ist das Motiv und nicht die letzte technische Perfektion in dem Sinne, dass man sich die Bilder noch in der 1:1 Ansicht anschaut, und möglichst viele Details entdeckt. Klar ist bei einer APS-C Kamera schon bei ISO 100 gerade in den Himmelsbereichen je nach Motiv schon Rauschen erkennen, und bei einer mFT wird es vielleicht noch schlimmer wegen des kleineren Sensors und weil hier z.B. mit ISO 160 aufgenommen wird. Man muss also für sich selbst entscheiden, was man mitschleppen möchte.

Die Objektive

Landschaftsfotografie Teil I TechnikWenn man gerade einsteigt, wird man im Regelfall die Kamera und ein dazu passendes Kit Objektiv erstehen, dass den Bereich zwischen leichtem Weitwinkel bis zum kurzen Teleobjektiv abdeckt. Das sind dann die üblichen 18-55mm für APS-C, 24-70mm/105mm für Vollformat und 14-45mm für mFT.  Das ist schon einmal eine gute Ausgangssituation, und wenn man sich je nach Budget ein besseres Kit leisten kann, sollte man das tun.

Dann muss man für sich selbst feststellen, ob man eher zu den Weitwinkeltypen gehört oder mehr zum Teleobjektiv hin tendiert. Vielfach wird empfohlen, dass in der Landschaftsfotografie Weitwinkelobjektive angesagt sind. Das ist zum Teil richtig, hängt vom Motiv, den persönlichen Vorlieben ab.  Deshalb hier ein 16-35 für Vollformat,10-18mm für APS-C und 9-18mm für mFT.

Im Telebereich wird es vielleicht ein 70-200(300)mm, was sowohl für Vollformat und auch APS-C passt und für mFT ein 45-150 oder vergleichbarer Brennweitenbereich.

Landschaftsfotografie Teil I Technik

Lumix G6 9-18mm @ 9mm 1/20sec.

Bevor jetzt einige anmerken, dass Festbrennweiten das Optimale sind, will ich kurz auch auf diesen Aspekt eingehen. In der Theorie (und manchmal auch in der Praxis) haben Festbrennweiten den entscheidenden Vorteil, dass alle optischen Korrekturen nur für eine Brennweite durchgeführt werden müssen. Das erlaubt per se ein besseres Objektiv im Vergleich zu einem Zoom bei gleicher Brennweite (manchmal sogar noch Kombination mit einer höheren Lichtstärke). Wenn man nicht ganz konsequent die Festbrennweiten benutzt, werden sie kaum benutzt 😉 und so ist mir gegangen. Deshalb habe ich meine Festbrennweiten wieder verkauft. Es muss sich jeder mit sich selbst ausmachen, ob der zusätzliche Aufwand oder Handlingnachteile (manche Festbrennweiten haben keinen AF) die (manchmal) minimale bessere Qualität Wert sind.

Das Stativ

Landschaftsfotografie Teil I TechnikJetzt wird sich vielleicht manch einer wundern, warum nach den Kameras und den Objektiven direkt ein Stativ als Zubehör angesprochen wird. Klar kann ich tagsüber mit den aktuellen Kameras die erforderlichen Belichtungszeiten (1/Brennweite*Formatfaktor als Faustregel) erreichen, die scharfe Fotos gewährleisten. Tagsüber ist das kein Problem, aber die fotografisch eher interessanten Tageszeiten, z.B. Sonnenauf-/untergang oder die Blaue Stunde, sind manchmal von den Belichtungszeiten eher knapp. Zwar können die mittlerweile vorhandenen Stabilierungssysteme den Zeitpunkt für ein Stativ hinaus zögern können.

Man sollte aber bei der Stativauswahl darauf achten, dass es ausreichend stabil für die Kamerausrüstung ist. Und das entscheidende ist natürlich, dass man das Stativ auch dabei hat 😉

Landschaftsfotografie Teil I Technik

Canon 400D 18-55mm @42mm 15 sec.

Aber noch einen Aspekt spricht für das Stativ, und zwar die Entschleunigung 😉 Auch wenn man von der technischen Seite durchaus die Aufnahmen ohne Stativ mit Belichtungszeiten machen könnte, die in jedem Fall Unschärfen vermeiden. Während man Stativ aufbaut schaut man sich um, betrachtet die Umgebung des eigentlichen Motives, richtet die Kamera genauer aus und schaut mal rechts und links, ob sich nicht ein für das Motiv besserer Standort für die Kamera ergibt. Außerdem kann man hier mittels Liveview den Fokus genauer ausrichten, den Bildausschnitt passender festlegen. Kurzum, das ist meine Erfahrung, man fotografiert bewusster und geht mehr auf das Motiv ein.

Zu einem Stativ gehört natürlich auch ein Kabelauslöser, zur Not kann man bei Belichtungszeiten bis 30 sec., die die meisten Kameras beherrschen, auch die Spiegelvorrausauslösung aktivieren und arbeit mit einem 10sec. Selbstauslöser.

Weiteres Zubehör

Soweit die verwendete Kamera nicht über ein schwenkbares Display verfügt, gehört ein Winkelsucher mit zur Ausrüstung, um auch recht niedrige Aufnahmestandorte einnehmen zu können.

Landschaftsfotografie Teil I Technik

Strand Middelhagen
Canon 5D MK II 24-70mm @24mm 30 sec.

Während man zu Analog-Zeiten vor allem für den S/W Bereich noch Rot/Orange-Filter mitschleppte, hat sich das durch die digitale Weiterverarbeitung der Fotos weitgehend erledigt. Ein Filter sollte man trotzdem dabei habe und zwar ein passendes Polfilter, auch wenn ich hier beschrieben habe, wie man auch ein Polfilter zu einem gewissen Grad durch die Bildbearbeitung ersetzen kann. Mit passend meine ich übrigens Filter mit dem größten Durchmesser aufgrund der vorhandenen Objektive, der Rest wird mit Step-Down Ringen adaptiert.

Landschaftsfotografie Teil I TechnikDes weiteren gehört zu einer solchen Ausrüstung auch ND und ND-Grad-Filter. Nach einigem Hin- und Her mit Schraubfiltern empfehle ich Filterhaltersysteme, wie sie von Lee, HiTech oder Lensinghouse angeboten werden. Auch wenn Grauverlaufsfilter teilweise durch Bildbearbeitung ersetzt werden können, sollten solche Filter in keiner (vollständigen) Ausrüstung fehlen. Ich selbst betreibe einen LEE-Filterhalter mit ND und Grauverlaufsfiltern von HiTech.

Der Vorteil dieser Filtersysteme ist wohl, das man verschiedene Filter (je nach verwendeter Brennweite) miteinander kombinieren kann. Dies betrifft besonders Grau- und Grauverlaufsfilter.

Weitere Anforderung

Zum gutem Schluss möchte ich noch eine Anforderung stellen, und zwar, dass man im RAW Format fotografiert, weil ein RAW Format einfach mehr Reserven bietet. RAW kann entweder das eigene Format des Kamera-Herstellers oder auch DNG sein, wenn das bei einigen Kameratypen als Aufnahmeformat angeboten wird. Man kann natürlich, wie es die meisten Kameras anbieten, JPEG und RAW gleichzeitig aufnehmen, aber das Endresutltat sollte in RAW vorliegen.

Das war es erst einmal für heute mit dem ersten Teil. Anregungen und Fragen sind willkommen. Und im 2. Teil wollen wir uns ein wenig mit dem Licht beschäftigen.

ciao tuxoche

 

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