Die richtige Belichtungsmessung

Von | 20.März. 2018

Die richtige Belichtungsmessung ist ein relativ provokanter Titel, weil sich hier die Frage stellt, ob es die richtige Belichtung überhaupt gibt.

Einleitung

Als ich vor über 40 Jahren mit einer Minolta SR-T 101 mit der Fotografie anfing, waren (fast) alle Kameras manuell und Vollformat ;-). Die Belichtung wurde integral (z.B. bei Asahi Pentax), mittenbetont (z.B. bei Nikon) oder Spot (Leicaflex SL) gemessen. Belichtungsautomatiken mit Zeit oder Blendenpriorität kamen erst später und an Autofokus war nicht dran zu denken.

Man belichtete Diafilme mit ISO 25,notgedrungen 64 und wenn es gar nicht anders ging gab es auch solche mit ISO 100 oder gar ISO 400. Bei S/W sah es nicht viel anders aus, obwohl schon damals viele grundsätzlich den TRI-X mit ISO 400 benutzten. Und wer mehr wollte war dann auf den Kodak 2475 Recording angewiesen, der nominal ISO 1.000 hatte.

Die technische Belichtungsmessung

Die richtige BelichtungsmessungVom Grundsatz her ist jede Belichtungsmessung so eingerichtet, dass sie bei einem mittleren Grau die richtigen Werte liefert, weshalb als Hilfsmittel für die richtige Belichtung auch einmal gerne sogenannte Graukarten eingesetzt werden. Ich benutze diese aber praktisch nur mit den Farbfeldern, um in schwierigen Lichtverhältnissen den Weissabgleich zu verbessern.

Nun ist die Welt ja nicht grau, und deshalb konnte es passieren, dass alle der oben genannten Messmethoden daneben lagen. Integral und mittenbetonte Messung z.B. weil sehr helle oder sehr dunkle Flächen überwiegen (typisch im Schnee) oder bei der Spotmessung, weil der falsche Bildteil für die Messung genutzt wurde.

Trotzdem ist die Belichtungsmessung heute etwas einfacher. Das liegt zum einen am größeren Kontrastumfang. Während ein Diafilm bei korrekter Belichtung einen Dynamikumfang von 5-6 Blendenstufen hat warten die heutigen Sensoren mit einem Dynamikumfang von 9 Blendenstufen und mehr auf. Andererseits sind in den heutigen Kameras immer mehrere Messensoren verbaut, die farbige Flächen besser beurteilen können und bei manchen Kameras wird z.B. das im Fokus befindliche Objekt bei der Steuerung der Belichtung höher bewertet, als Objekte die später unscharf dargestellt werden.

Beispiele

Ist die Helligkeit einigermassen gleich verteilt, führen die Messmethoden Mehrfach, Mittenbetont und auch Spot kaum zu unterschiedlichen Bildern.

Aber selbst eine Situation eines Fotos vom Innenraum mit einem in der Sonne liegenden Balkon führen zwischen den Messmethoden nicht den großén Unterschieden, die man vielleicht erwarten würde:

Die richtige Belichtungsmessung

Die Spotmessung führt hier noch zu Details in den Lichtern, aber natürlich auch zu dunkleren Bildteilen im Innenraum.

Erst bei extremen Lichtbedingungen, wie etwas nachts, oder wie in diesem Beispiel frühmorgens, werden die Unterschiede sehr deutlich:

Die richtige Belichtungsmessung

In diesem Beispiel erhalten wir, zumindest ohne weitere Bearbeitung, die Situation, dass das Werbeplakat von überbelichtet über erkennbar bis richtig belichtet abgebildet wird (wir beachten einmal Weissabgleich und Rauschen nicht)

Aber damit sich jetzt keine allzu großen Sorgen macht, selbst das hellste Bild aus der Reihe lässt sich hinsichtlich der Zeichnung noch korrigieren 😉 aber wenn man Wert auf die Lichter legt, leider nicht (ganz) retten.

Die richtige Belichtungsmessung

Histogramm

Zur Beurteilung der richtigen Belichtung kann vor allem das Histogramm dienen, dass sich bei allen Kameras im Rahmen der Bildanzeige anzeigen lässt. Dabei wird die Helligkeitsverteilung von Links (dunkle Bereiche) bis Rechts (hellste Bereiche) als Diagramm angezeigt. Stossen einzelne Werte an einem dieser Ränder an, dann sind entweder in den Schatten oder den Lichtern keine Details mehr vorhanden.

Die richtige Belichtungsmessung

Die richtige BelichtungsmessungDie richtige Belichtungsmessung

Diese Histogramme aus Lightroom zeigen von oben nach unten die Integral, die mittenbetonte und die Spotbelichtungsmessung. Im obertsen Histogramm kann man erkennen, dass aufgrund der Höhe nur wenig helle Bereiche im Bild vorhanden sind, diese aber an den rechten anstossen, mithin eine Überbelichtung in den hellsten Lichtern vorliegt.

Clipping-Anzeige

Manche Kameras können hier diese Clipping dadurch anzeigen, dass die Randbereiche dann blinkend angezeigt werden, geht aber auch über den Sucher, wo solche Bereiche mit einem Zebramuster versehen werden.

Die richtige Belichtungsmessung

Hier einmal die Clipping Anzeige in Lightroom, wo man durch die rote Einfärbung sehr schön sehen kann, welche Bereiche kippen/also überbelichtet sind. Nur mit der Kamera direkt nach der Aufnahme geht das natürlich auch:

Die richtige Belichtungsmessung

Hier beim Kameramonitor sieht man im Histogramm den gleichen Effekt, es sind einige Bereiche, die zu einer Überbelichtung führen und in dem Fall auch alle Farbkanäle recht gleichmäßig beteiligt sind. Im Vorschaubild werden die Bereiche, die potentiell von einer Überbelichtung betroffen sind, durch blinkende Bereiche angezeigt, hier im Foto schwarz.

Die gestalterische Belichtung

Nach der technischen Diskussion um die vermeintlich richtige Belichtung gibt es aber auch noch eine gestalterische, wenn wir z.B. an Lo-Key oder Hi-Key Aufnahmen denken, oder massive Unterbelichtung von Objekten gegen den Himmel, um nur die Silhoutten darzustellen. Und in dem Bereich reden wir nicht über richtig oder falsch 😉

Fazit

Die heute in fast allen Kameras implementierte Mehrfeldmessung funktioniert mittlerweile so gut, dass man recht selten eingreifen muss. Die Spotmessung hat bei extremen Belichtungsverhältnissen noch ihre Berechtigung. Die Mehrfeldmessung in Verbindung mit der Blendenvorwahl ist meine bevorzugte Methode, mit der bestimmt mehr als 95% aller Aufnahmen entstehen, und mit etwas Erfahrung haben wir ja auch bei der Automatik die Option der Belichtungskorrektur.

ciao tuxoche

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